Franckeschule / Frankfurt a. M.

Konfliktlösungsgespräche

Die Entwicklung einer gelebten Konfliktkultur an der Schule ist eine wichtige Voraussetzung für ein respektvolles Miteinander. Gelebte Konfliktkultur setzt voraus, dass die Schüler in der Lage sind, sich mit ihren Konflikten auseinander zu setzen. In höheren Schulstufen werden mittlerweile mit Erfolg Projekte wie "Buddy" (Schüler werden als Mediatoren ausgebildet) durchgeführt.

Die wesentlichen Aspekte des Mediationsgedankens lassen sich auf die Arbeit mit jüngeren Schülern übertragen.

In erster Linie müssen wir unsere Rolle als Lehrkräfte überdenken. Nicht die "Rechtssprechung" sollte im Vordergrund stehen, die Bewertungshaltung sollte, bis auf wenige Ausnahmen, aufgegeben werden, da dies nur vermeintlich zur Konfliktlösung beiträgt. Steht die Bewertungshaltung im Vordergrund, konzentriert sich das Gespräch seitens der Kinder nur darauf, die eigene Position so darzustellen, dass sie Recht bekommen.

Die vielschichtigen Zusammenhänge, so zum Beispiel die eigenen Anteile, die eventuell zu der Konfliktsituation geführt haben, werden so nicht oder zu wenig thematisiert, der andere wird gar nicht erst angehört. Lässt man sich auf dieses Muster ein, betreibt man bestenfalls Schadensbegrenzung in der konkreten Situation, verpasst jedoch die Chance, an die Wurzeln zu gehen und mit den Kindern auf der Beziehungsebene konstruktiv zu arbeiten. Wenn Schüler jedoch dafür sensibilisiert werden, dass verschiedene Emotionen bei allen Beteiligten eine Rolle spielen, wenn Schüler lernen, ihr eigenes Verhalten zu betrachten und die Gefühle der anderen wahrzunehmen, erwerben sie wichtige Kompetenzen, die sie dazu befähigen, eventuelle Konflikte der selben Art zu vermeiden, in jedem Fall aber werden sie zunehmend in die Lage versetzt, Konflikte selbständig zu bearbeiten.

Schüler sollten vom ersten Schuljahr an lernen, Konflikte in drei Schritten zu bearbeiten.

  • a. Benennen
  • b. Analysieren
  • c. Gemeinsam zu einem guten Ende bringen

Meinungsunterschiede werden nicht unter den Teppich gekehrt, sondern auf den Tisch gelegt und gegeneinander abgewogen. Die Gefühle des anderen werden angehört und akzeptiert.

"In einer Schullandschaft, in der gegenseitiger Respekt die Grundlage allen Handelns ist können konstruktive Gespräche stattfinden, anfangs unter Anleitung einer Lehrkraft, im Laufe der Jahre immer selbständiger." (Aus: Schülerinnen und Schüler lösen ihre Konflikte selbst - aus dem Schwedischen übersetzt von Karsten Koll/AOL- Verlag)

Lösungsgespräche dieser Art können einen wichtigen Beitrag zur positiven Gestaltung des Schulklimas leisten.

Seit vielen Jahren arbeiten einige Kolleginnen der Franckeschule schon nach dem zuvor erläuterten Prinzip der Konfliktlösungsgespräche. Da die Erfahrungen damit sehr positiv sind, hat das Kollegium der Franckeschule beschlossen, dieses Prinzip für die gesamte Schulgemeinde zu etablieren. Ein längerfristiges Ziel ist der Aufbau einer zentralen Schulmediation, um auch komplexere und länger anhaltende Konflikte bearbeiten zu können.